Geben ist strategischer als Nehmen

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Wer ist innerhalb einer Organisation erfolgreicher? Der Nehmer, der konsequent immer zuerst seinen Vorteil und für sich selbst gute Deals sucht? Oder der Geber, der auf Kooperation setzt und darauf hofft, dass er auf Kollegen trifft, die ebenso kooperativ sind? Oder der Tauscher, der abwartet, ob der Kollege einen fairen Deal anbietet? Und welche dieser drei Verhaltensmuster ist für die Gesamtorganisation am nützlichsten?

Diese Frage hat Adam Grant in seinem Buch „Give and Take“ beantwortet. Dr. Kurt Smit hat sich mit Hilfe der Mathematik und der Spieletheorie in seinen Büchern „Führungsethik“ und „Von einer Wettbewerbs- zu einer Kooperationskultur“ ebenfalls intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt. Die Antwort fällt klar aus. Die Strategie des Gebens bietet für die Gesamtorganisation die größten Erfolgschancen. Geben und Zurückgeben heißt mit anderen Worten Kooperation und mit Kooperation wird aus 1 + 1 = 3. Wenn unterschiedliche Stärken zusammengebracht werden und damit einzelne Schwächen ausgeglichen werden, entsteht für das Ganze ein großer Nutzen. So weit, so plausibel.

Was ist aber für das Individuum die am meisten lohnende Kooperationsstrategie? Dazu hat Adam Grant mit Langzeitstatistiken zur Karriere- und Gehaltsentwicklung von Gebern, Nehmern und Tauschern gearbeitet und ist zu folgendem Ergebnis gekommen. Statistisch am erfolgreichsten haben sich die Geber herausgestellt, danach kommen Tauscher und Nehmer auf gleichem Niveau und schließlich finden sich am Schluss der Erfolgsstatistik erneut viele Geber. Es musste also verschiedene Typen von Gebern geben. Tatsächlich erkannte Adam Grant einen signifikanten Unterschied zwischen selbstlosen Gebern, die bedingungslos und immer zu geben bereit sind, und strategischen Gebern, die zwar in jede Transaktion gebend hineingehen, die aber aufhören zu geben, wenn das Gegenüber unkooperativ, also als Nehmer auftritt.

Daraus lässt sich in einer Beziehung eine einfache Verhaltensstrategie formulieren: „Beginne mit Kooperation und kopiere dann das Verhalten Deines Gegenübers“. Dr. Kurt Smit konnte mit Hilfe der Spieletheorie nachweisen, dass dies tatsächlich die erfolgversprechendste individuelle Strategie ist. Kooperation lohnt sich also gleich doppelt, für die Organisation und für das Individuum. Aber Vorsicht an der Bahnsteigkante! Bedingungsloses Geben ist für Individuen der Karrierekiller und fördert auf der anderen Seite ein Nehmerverhalten, was wiederum kritisch für Organisationen ist. Strategisches Geben ist also der Schlüssel zum Erfolg. Nehmerverhalten darf sich nicht lohnen.   

Wie können Organisationsverantwortliche eine strategische Geberkultur fördern? Dies gelingt am besten dadurch, dass eine Vertrauenskultur im Sinne der Great Place to Work® Kriterien aufgebaut wird. In einer Vertrauenskultur lohnt sich Geben mehr als Nehmen, insbesondere dann, wenn in den Erfolgssystemen der Organisation Zielkonflikte vermieden werden. So sind z.B. ausgeprägte individuelle Prämiensysteme eine Gefahr für eine Kooperationskultur, da sie möglicherweisen den individuellen Erfolg über den Organisationserfolg stellen. Dr. Kurt Smit hat ein wirkungsvolles Messsystem entwickelt, um den Kooperationsgrad in Organisationen zu erheben und festzustellen, welche Geschäftsbereiche mit welchen Geschäftsbereichen gut kooperieren und welche nicht. Auf dieser Basis können dann gezielt die Kooperationshemmer identifiziert und beseitigt werden. Wir nutzen die Software zur Kooperationsanalyse gerne in unseren Kulturgestaltungsprojekten und arbeiten mit Dr. Kurt Smit gerne und vertrauensvoll zusammen an der Gestaltung einer ausgeprägten Kooperationskultur.  

In meinem Buch „Ausbruch aus der Komplexitätsfalle“ und in dem begleitenden Webinar „Management von Vertrauenskultur“ gehe ich vertieft auf ein für die heutigen Umweltbedingungen hilfreiches Führungs- und Kooperationsverhalten ein. Auf den Austausch mit Euch freue ich mich.

Uwe Rotermund

Chief Empowerment Officer

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