Work-Life-Balance – neue Antworten auf eine alte Frage

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Ist Work eigentlich der blöde Teil von Life?

Work-Life-Balance ist für junge Arbeitnehmer einer der Top Anforderungen an ihren neuen Arbeitgeber. In meinen Workshops mit Berufsanfängern kommt es direkt hinter dem Wunsch nach einer erfüllenden Aufgabe an zweiter Stelle. Es geht dabei nicht um den Wunsch, möglichst wenig zu arbeiten, sondern insgesamt ein sinnerfülltes Leben zu führen, und das bei Work und Life. Ist Work eigentlich nicht Life? Oder ist Work der blöde Teil von Life? Bei genauem Hinschauen trifft der so etablierte Begriff Work-Life-Balance tatsächlich nicht den Kern des idealen Lebensmodells. Das Zukunftsinstitut hat daher den Begriff Work-Life-Blending geprägt, was die starke Verschmelzung von Work und Life unterstreicht. Dieser Begriff verdeutlicht, dass Work ein integrierter Teil von Life ist. Damit dies für die Menschen sinnerfüllt ist und Ihnen Lebensglück beschert, ist ein hohes Maß an der Fähigkeit zur Selbstorganisation erforderlich. Viele Menschen können und wollen das Maß an Work in Ihrem Life selbständig und dynamisch bestimmen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, wozu man allerdings die Arbeitgeber finden muss, die dies auch ermöglichen. Andere Menschen wiederum brauchen die klare Abgrenzung von Work (=Business Life) und Life (=Private Life), da sie das Blending nicht praktizieren können oder wollen. Beides ist aus meiner Sicht legitim, solange Menschen dabei sowohl „Thank God, it’s Monday“ und gleichermaßen „Thank God, it’s Friday“ sagen können.

 

Work-Life-Balance: Vereinbarkeit von „Business Life“ und Private Life“

Das Rezept der Industriekultur zu Work-Life-Balance ist recht einfach und es hieß 9-2-5, from nine to five. Damit sind die Spielregeln klar. Damit ist aber insbesondere die Vereinbarkeit von Beruf und Familie praktisch nicht gegeben, denn die Familie hat einen anderen Takt, wobei Familie in zunehmenden Maße nicht nur die Kinder sind, sondern auch Eltern und andere Angehörige, die betreut werden müssen. Wir brauchen heute in der zunehmenden Wissenskultur also intelligentere und dynamische Konzepte zur Vereinbarkeit von Work und Life. Bei der Suche nach diesen bin ich auf zwei Organisationen gestoßen, die hier einen wertvollen Beitrag leisten können.

 

Familienantworten der Familiengenossenschaft

Dies ist zum einen die Familiengenossenschaft www.familienantworten.de , die Arbeitnehmern kompetente Beratungsleistungen bei der Suche nach geeigneter Kinderbetreuung, Haushaltshilfe und bei allen Themen rund um Pflege und Demenz anbietet. Außerdem unterstützt die Familiengenossenschaft in bestimmten belastenden Lebenssituationen durch Rat und Tat. Für Arbeitnehmer ist die Beratung zu diesen Themen kostenlos und neutral. Der Arbeitgeber zahlt dazu einen von der Mitarbeiteranzahl abhängigen jährlichen Betrag, wodurch alle Anfragen aller Mitarbeiter abgedeckt sind. Selbstverständlich sind die Anfragen vollständig anonym.

 

Stressfrei mit stressfrei

Ein weiteres konkretes Angebot bietet das Unternehmen stressfrei www.stressfrei.de aus Münster, welches ich als Start-Up bei dem ERCIS Launchpad kennen und schätzen gelernt habe. Die hochengagierten Jungunternehmer Stephan Freitag und David Schuffla ermöglichen mit Ihrem Unternehmen stressfrei den Mitarbeitern der beteiligten Unternehmen ein stressfreieres Leben, indem sie außerhalb ihres Arbeitsplatzes durch familienunterstützende und haushaltsnahe Dienstleistungen entlastet werden. Sie sorgen damit für mehr echte Freizeit und arbeiten dazu mit fest angestellten und mit dauerhaft verbundenen Mitarbeitern. Das betriebswirtschaftliche Konzept von stressfrei ist ähnlich dem der Familiengenossenschaft. Der Arbeitgeber übernimmt die Kosten der Beratung und Vermittlung pauschal für alle Mitarbeiter.

 

Work-Life-Balance braucht auch die Fähigkeit der Selbstorganisation

Beide oben dargestellte Angebote bieten ganz praktische und wertvolle Hilfestellung insbesondere für Arbeitnehmer, die aktuell Hilfe bei der Kindern- und Elternbetreuung und bei der Führung des Haushalts benötigen. Darüber hinaus ist für die Fähigkeit der Selbstorganisation ein ganz entscheidender Bestandteil der sog. Work-Life-Balance jenseits der 9-2-5 Spielregeln. Hier gehört es für mich auch zur Fürsorgepflicht von Arbeitgebern, diese mit entsprechenden Trainings (z.B. Resilienztrainings) und Coachings zu fördern. Und es braucht eine grundsätzliche Haltung von Respekt und Vertrauen, damit Mitarbeiter ermutigt werden, ihr Work-Life und ihr Private-Life so zu balancieren, dass sie in beiden Welten produktiv und gesund sind.

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