Was ist Benchmarking?

Benchmarking ist ein leistungsstarkes Managementinstrument, mit dem Unternehmen ihre eigenen Prozesse, Leistungen und Strategien systematisch mit denen anderer Unternehmen oder interner Einheiten vergleichen. Ziel ist es, aus den besten Praktiken (Best Practices) zu lernen und daraus konkrete Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Dabei geht es nicht nur um den bloßen Vergleich von Kennzahlen, sondern um eine tiefgreifende Analyse von Erfolgsfaktoren, die zu höherer Effizienz, Qualität und Wettbewerbsfähigkeit führen können. Benchmarking findet in vielfältigen Bereichen Anwendung – von der Produktion über das Personalwesen bis hin zur digitalen Transformation.

Drei Personen diskutieren an einem Tisch mit Laptop und Kaffeetassen in einem modernen, hellen Büro mit großen Fenstern und Pflanzen im Hintergrund.

Unternehmen nutzen es, um ihre Time-to-Market zu verkürzen, Servicelevel zu verbessern oder Kostensenkungspotenziale aufzudecken. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Vergleich intern zwischen verschiedenen Abteilungen, extern mit direkten Wettbewerbern oder branchenübergreifend mit völlig anderen Sektoren erfolgt. Entscheidend ist die Bereitschaft, systematisch von anderen zu lernen.

In einer Zeit, in der Märkte sich schnell verändern und Innovationen immer neue Maßstäbe setzen, gewinnt Benchmarking zunehmend an Bedeutung. Es hilft Unternehmen dabei, ihre eigenen Leistungen objektiv zu bewerten, Potenziale zur Verbesserung zu erkennen und sich strategisch neu auszurichten. Insbesondere im Kontext der Digitalisierung ermöglicht Benchmarking datengetriebene Entscheidungen, die auf validierten Vergleichswerten beruhen – eine entscheidende Grundlage für nachhaltigen Erfolg.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

  • Leistungssteigerung: Benchmarking macht Leistungsunterschiede sichtbar und zeigt, wo das eigene Unternehmen im Vergleich zum Wettbewerb steht.
  • Best Practices nutzen: Erfolgreiche Methoden anderer Unternehmen können systematisch übernommen und angepasst werden.
  • Wettbewerbsfähigkeit stärken: Der strategische Einsatz von Benchmarking unterstützt eine kontinuierliche Weiterentwicklung.
  • Objektive Entscheidungsgrundlage: Durch strukturierte Analysen auf Basis harter Zahlen wird der Blick auf Optimierungspotenziale geschärft.
  • Kultur der kontinuierlichen Verbesserung: Benchmarking fördert eine lernende Organisation und schafft langfristig Mehrwert.

Benchmarking ist damit ein zentraler Hebel für Unternehmen, die ihre Organisation datenbasiert weiterentwickeln und sich im Wettbewerb dauerhaft erfolgreich positionieren wollen.

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1. Benchmark-Erstellung: Was ist das und warum ist es wichtig?

1.1. Was versteht man unter Benchmarking und warum ist es für Unternehmen relevant?

Benchmarking bezeichnet einen systematischen und kontinuierlichen Prozess, bei dem Unternehmen die eigene Leistung anhand definierter Kennzahlen mit den Leistungen anderer vergleichen. Ziel ist es, Best Practices zu identifizieren und daraus konkrete Verbesserungsmaßnahmen für das eigene Unternehmen abzuleiten.

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein mittelständischer Maschinenbauer stellt fest, dass seine Lieferzeiten im Branchendurchschnitt deutlich länger sind. Durch Benchmarking erkennt er, dass führende Wettbewerber ihre Logistikprozesse digitalisiert und automatisiert haben. Diese Erkenntnis wird genutzt, um ein eigenes Optimierungsprojekt zu starten.

Benchmarking ist nicht nur ein Werkzeug zur Verbesserung von Effizienz und Qualität, sondern auch eine Methode zur strategischen Weiterentwicklung. Unternehmen gewinnen durch den Vergleich wertvolle Impulse, setzen neue Leistungsmaßstäbe und schärfen ihre Marktposition.

1.2. Welchen Nutzen und welche Ziele verfolgt ein Unternehmen mit Benchmarking?

Benchmarking verfolgt mehrere Ziele, die sowohl operativer als auch strategischer Natur sein können:
  • Unternehmen nutzen Benchmarking, um Leistungslücken zu identifizieren. Wenn beispielsweise ein Kundenservice-Team deutlich längere Bearbeitungszeiten hat als die Konkurrenz, lässt sich gezielt an den Ursachen arbeiten.
  • Durch das Erkennen und Adaptieren von Best Practices anderer Marktteilnehmer können Prozesse verbessert und Potenziale zur Effizienzsteigerung genutzt werden. Etwa wenn ein Unternehmen erkennt, dass Konkurrenten durch Self-Service-Portale im Kundensupport Ressourcen einsparen.
  • Benchmarking trägt wesentlich zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Ein Versicherungsunternehmen, das durch Benchmarking erfährt, wie agile Methoden in der Produktentwicklung zu schnelleren Markteinführungen führen, kann diese erfolgreich übernehmen.
  • Auch die Kostenkontrolle wird durch Benchmarking gestärkt. Wenn ein Produktionsunternehmen feststellt, dass seine Fertigungskosten pro Einheit über dem Branchendurchschnitt liegen, kann es gezielt Automatisierungspotenziale prüfen.

Letztlich ermöglicht Benchmarking, Veränderungen fundiert zu planen, intern zu begründen und nachhaltig umzusetzen.

1.3. Worin liegen die Unterschiede zwischen internem und externem Benchmarking?

Internes Benchmarking bezieht sich auf den Vergleich von Prozessen, Kennzahlen oder Abteilungen innerhalb desselben Unternehmens. Es eignet sich besonders gut für große Unternehmen mit mehreren Standorten oder Divisionen. Beispielsweise kann der Kundenservice in Hamburg mit dem in München verglichen werden, um zu verstehen, warum der eine schneller und effizienter arbeitet.

Externes Benchmarking hingegen vergleicht die eigene Organisation mit anderen Unternehmen. Dies kann innerhalb derselben Branche (z. B. ein Einzelhandelsunternehmen mit anderen Filialketten) oder branchenübergreifend (z. B. ein Krankenhaus mit einem Logistikunternehmen im Bereich Prozessdigitalisierung) geschehen. Dabei ist es wichtig, vergleichbare Kennzahlen zu verwenden und klare Vereinbarungen zur Datennutzung zu treffen.

Beide Formen ergänzen sich sinnvoll: Während internes Benchmarking eher zur Prozessharmonisierung beiträgt, liefert externes Benchmarking Impulse für Innovation und strategische Weiterentwicklung.


Standortbestimmung der Leistungsfähigkeit der IT

Bei Fragen wie »Wie leistungsfähig ist unsere IT?« oder »Wie steht unsere IT-Effizienz im Vergleich zum Markt?« liefert ein IT-Benchmarking präzise Antworten.

Ursachenanalyse für eine schlechte Wettbewerbsfähigkeit

Ein IT-Benchmarking ermöglicht es, gezielt Schwachstellen zu identifizieren und zu quantifizieren. Anhand der Analyse können konkrete Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet werden.


2. Der Benchmarking-Prozess: Ein Überblick

2.1. Welche vier Phasen umfasst der Benchmarking-Prozess?

Ein effektiver Benchmarking-Prozess gliedert sich in vier Phasen:
  1. Planung: In dieser Phase werden Ziele definiert, relevante Kennzahlen festgelegt und geeignete Benchmarking-Partner identifiziert. Ein Unternehmen, das seine Kundenbindungsrate verbessern möchte, könnte hier KPIs wie Wiederkaufrate oder Net Promoter Score festlegen.
  2. Datensammlung: In dieser Phase werden die relevanten Daten systematisch erhoben – sowohl intern als auch extern. Beispielsweise kann ein HR-Bereich interne Daten zur Time-to-Hire analysieren und sie mit Branchenkennzahlen aus Studien oder über Kooperationen vergleichen.
  3. Analyse: Die gesammelten Daten werden miteinander verglichen und Abweichungen identifiziert. Bei signifikanten Differenzen (z. B. längere Projektlaufzeiten als bei Wettbewerbern) wird untersucht, welche Ursachen zugrunde liegen und welche Optimierungsmöglichkeiten sich daraus ergeben.
  4. Umsetzung: Die gewonnenen Erkenntnisse führen zu konkreten Maßnahmen, wie z. B. der Anpassung von Prozessen, Schulungen oder Investitionen in Technologie. Der Fortschritt wird durch regelmäßige Überprüfungen sichergestellt.

Diese vier Phasen bilden den Rahmen für ein methodisches und nachhaltiges Benchmarking.

2.2. Was unterscheidet strategisches Benchmarking von operativem Benchmarking?

Strategisches Benchmarking konzentriert sich auf langfristige, unternehmensweite Themen wie Geschäftsmodelle, Produktstrategien oder Marktausrichtung. Ein Beispiel ist ein Telekommunikationsanbieter, der die Internationalisierung seiner Mitbewerber analysiert, um eigene Expansionspläne zu entwickeln.

Operatives Benchmarking dagegen fokussiert auf konkrete Abläufe und Prozesse des Tagesgeschäfts. Hierzu zählen zum Beispiel die Durchlaufzeiten in der Fertigung, die Bearbeitungszeit von Reklamationen oder die Kosten pro Verkaufseinheit.

Während strategisches Benchmarking neue Perspektiven für Wachstum und Innovation liefert, hilft operatives Benchmarking dabei, die tägliche Leistungsfähigkeit zu steigern. Beide Perspektiven ergänzen sich, wenn es darum geht, die Gesamtleistung eines Unternehmens nachhaltig zu verbessern.

2.3. Welche Best Practices führen zu einem erfolgreichen Benchmarking-Prozess?

Zu den Best Practices gehören:
  • Unternehmen sollten klare und messbare Ziele definieren. Wenn das Ziel beispielsweise lautet, die Retourenquote im E-Commerce zu senken, müssen geeignete Indikatoren und Vergleichswerte vorliegen.
  • Die Auswahl passender Benchmarking-Partner ist entscheidend. Ein Handelsunternehmen könnte z. B. Filialen ähnlicher Größe mit identischem Sortiment vergleichen, um realistische Ergebnisse zu erhalten.
  • Die Qualität der Daten spielt eine zentrale Rolle. Ungenaue oder veraltete Daten führen zu falschen Schlussfolgerungen. Deshalb sollten Unternehmen sowohl auf interne Datenquellen (ERP, CRM, BI-Systeme) als auch auf externe Studien zurückgreifen.
  • Der offene Austausch mit Partnern ist essenziell. Viele Unternehmen schließen Benchmarking-Kooperationen oder Brancheninitiativen, in denen Erfahrungen vertraulich geteilt werden.
  • Schließlich sollte Benchmarking keine einmalige Aktion, sondern Teil einer kontinuierlichen Lern- und Verbesserungsstrategie sein. Unternehmen wie Toyota oder Bosch haben Benchmarking als festen Bestandteil ihres Qualitätsmanagements etabliert.

Indem Unternehmen diese Best Practices konsequent umsetzen, schaffen sie eine belastbare Basis für nachhaltige Verbesserungen.


3. Arten des Benchmarkings

3.1. Welche Vorteile und Herausforderungen bietet internes Benchmarking?

Internes Benchmarking bietet eine Vielzahl von Vorteilen, ist aber auch mit gewissen Herausforderungen verbunden.

Vorteile:

Ein wesentlicher Vorteil des internen Benchmarkings liegt im unkomplizierten Datenzugang. Da die Vergleiche innerhalb derselben Organisation stattfinden, stehen relevante Informationen wie Prozesszeiten, Kosten oder Fehlerquoten meist bereits in internen Systemen zur Verfügung. Beispielsweise kann ein Unternehmen mit mehreren Standorten die Produktivität der Fertigungsbereiche untereinander vergleichen und identifizieren, warum ein bestimmter Standort besonders effizient arbeitet.

Ein weiterer Vorteil ist die Kosteneffizienz. Im Gegensatz zum externen Benchmarking entstehen keine Ausgaben für Studien, Partnerrecherche oder externe Datenbanken. Zudem wird die interne Transparenz gestärkt: Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen oder Niederlassungen erhalten Einblick in die Leistungskennzahlen der anderen Bereiche, was eine offene Feedback-Kultur fördert und ein unternehmensweites Lernen ermöglicht.

Herausforderungen:

Trotz dieser Vorteile gibt es auch Herausforderungen. Der Vergleich ist auf die eigene Organisation beschränkt und bietet somit nur eingeschränkten Innovationsspielraum. Es besteht die Gefahr des sogenannten "Best-in-Class innerhalb eines begrenzten Systems", ohne wirklich neue Ansätze von außen zu erkennen.

Außerdem kann internes Benchmarking auf Widerstand stoßen. Abteilungen könnten befürchten, in ein negatives Licht gerückt zu werden, und daher wenig kooperativ agieren. Um dem entgegenzuwirken, sollten die Ziele des Benchmarkings offen kommuniziert und die Vorteile für alle Beteiligten betont werden.

3.2. Wie funktioniert externes Benchmarking und wie gelingt die Kooperation mit Partnern?

Externes Benchmarking bezeichnet den Vergleich mit anderen Unternehmen, entweder innerhalb derselben Branche oder branchenübergreifend. Ziel ist es, leistungsfähigere Prozesse, innovative Lösungen oder bessere Strategien zu identifizieren und daraus zu lernen.

Ein erfolgreiches Beispiel: Ein Logistikunternehmen vergleicht seine Zustellzeiten und Fehlerquoten mit denen eines internationalen Paketdienstleisters. Es erkennt, dass der Benchmarking-Partner durch automatisierte Sortierzentren und optimierte Routenplanung effizienter arbeitet – und nutzt dieses Wissen, um ähnliche Maßnahmen zu prüfen und einzuführen.

Für eine erfolgreiche Kooperation mit Benchmarking-Partnern sind folgende Voraussetzungen entscheidend:
  • Es muss eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden. Beide Seiten müssen bereit sein, sensible Daten in einem geschützten Rahmen auszutauschen. Dies gelingt z. B. durch Teilnahme an Branchen-Initiativen oder Forschungsnetzwerken.
  • Beide Parteien sollten vom gegenseitigen Austausch profitieren. Nur wenn ein beidseitiger Mehrwert besteht, ist die Kooperationsbereitschaft langfristig gesichert.
  • Klare Spielregeln sind unerlässlich. Dazu gehören Vereinbarungen zur Datennutzung, zur Anonymität und zur Vertraulichkeit. Diese sollten vertraglich geregelt und gemeinsam überprüft werden.

Externes Benchmarking bietet ein hohes Innovationspotenzial – insbesondere, wenn Unternehmen bereit sind, über den Tellerrand ihrer Branche hinauszublicken.

3.3. Was ist branchenübergreifendes Benchmarking und wie werden Wettbewerbsanalysen integriert?

Branchenübergreifendes Benchmarking erweitert den Horizont klassischer Vergleichsanalysen, indem es Unternehmen erlaubt, Prozesse oder Geschäftsmodelle völlig anderer Branchen zu analysieren. Dadurch können kreative Lösungsansätze übernommen werden, die im eigenen Wettbewerbsumfeld noch unbekannt sind.

Ein Beispiel: Eine Bank analysiert die Nutzerfreundlichkeit und digitale Customer Experience großer E-Commerce-Plattformen wie Amazon oder Zalando. Die Erkenntnisse werden genutzt, um das Online-Banking intuitiver zu gestalten und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

In Verbindung mit Wettbewerbsanalysen gewinnt dieses Benchmarking an strategischer Tiefe. Während das Benchmarking operative oder strukturelle Vergleiche fokussiert, betrachtet die Wettbewerbsanalyse Marktpositionen, Preisstrategien, Innovationszyklen oder Markenwirkung der Konkurrenten. Beides zusammen ergibt ein starkes Analyseinstrument, um eigene Stärken und Schwächen zu erkennen und die Unternehmensstrategie datenbasiert anzupassen.

Unternehmen, die branchenübergreifendes Benchmarking mit Wettbewerbsanalysen kombinieren, entwickeln meist innovativere und zukunftsorientiertere Strategien als Unternehmen, die nur intern oder innerhalb der Branche vergleichen.


Basisdatenbank im Rahmen von M&A und Carve-Outs

Durch ein IT-Benchmarking werden Größe, Produktivität, Effizienz und Qualität der IT-Organisation sichtbar. Bei M&As ist dies eine ideale Wissensbasis, um den „Future Mode of Operation“ (FMO) abzuleiten und den Wert der IT-Organisation fundiert zu bestimmen.

Schaffung einer Baseline für Business Cases

IT-Benchmarking liefert Stückkosten, Personal- und Hardware-/Software-Daten je IT-Bereich. Diese bilden eine belastbare Basis, um zukünftige Szenarien zu erstellen und Business Cases realistisch zu kalkulieren.


4. Schritte zur Erstellung eines Benchmarks

4.1. Wie wählt man ein geeignetes Benchmarking-Objekt aus?

Ein Benchmarking-Objekt ist der Prozess, das Produkt, die Dienstleistung oder die Kennzahl, die im Vergleich untersucht werden soll. Die Auswahl dieses Objekts ist entscheidend für den Erfolg des Benchmarking-Projekts.

Geeignete Benchmarking-Objekte zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
  • Sie haben einen hohen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Beispielsweise kann die Time-to-Market eines Produkts entscheidend dafür sein, ob es sich gegenüber der Konkurrenz behaupten kann.
  • Sie sind für Kunden, Partner oder interne Stakeholder besonders relevant. In einem Callcenter kann etwa die durchschnittliche Bearbeitungszeit von Anfragen als zentraler Benchmark gelten.
  • Es besteht ein erkennbares Verbesserungspotenzial. Wenn in einem monatlichen Reporting regelmäßig auffällt, dass bestimmte Prozesse besonders fehleranfällig oder kostenintensiv sind, bietet sich hier ein Benchmarking an.

Die Auswahl des Benchmarking-Objekts sollte gemeinsam mit den Verantwortlichen aus den Fachbereichen erfolgen. Ziel ist es, praxisnahe und umsetzbare Vergleichswerte zu erhalten.

4.2. Wie läuft die Datensammlung und -analyse im Benchmarking ab?

Die Datensammlung im Benchmarking erfolgt idealerweise strukturiert, systematisch und transparent.

Interne Datenquellen können ERP-Systeme, CRM-Datenbanken, Excel-Analysen oder manuelle Erhebungen sein. Beispielsweise lassen sich Produktivitätskennzahlen aus einem Zeitwirtschaftssystem auslesen und mit anderen Unternehmensbereichen vergleichen.

Externe Datenquellen umfassen Marktstudien, Branchenberichte, öffentliche Geschäftsberichte, Kooperationen mit Benchmarking-Partnern oder Daten aus Fachverbänden. In vielen Branchen existieren Benchmarking-Cluster, in denen anonymisierte Daten gemeinsam analysiert werden.

Die Analyse der Daten sollte immer im Verhältnis zu den gesetzten Zielen erfolgen. Dabei werden Ist-Werte den Best-in-Class-Werten gegenübergestellt. Signifikante Abweichungen können auf strukturelle Probleme, Kompetenzlücken oder Prozessineffizienzen hinweisen. Ein produzierendes Unternehmen, das z. B. eine deutlich höhere Ausschussquote als der Branchendurchschnitt aufweist, könnte durch Benchmarking herausfinden, dass führende Wettbewerber vermehrt auf automatisierte Qualitätskontrollen setzen – ein Hinweis auf möglichen Handlungsbedarf.

4.3. Wie setzt man Benchmarking-Ziele erfolgreich um und verfolgt deren Erreichung?

Die Umsetzung der Benchmarking-Erkenntnisse in konkrete Maßnahmen ist der kritischste Erfolgsfaktor des gesamten Prozesses. Viele Projekte scheitern nicht an der Analyse, sondern an der Überführung in den Alltag. Erfolgreiche Umsetzung beginnt mit der Definition klarer Zielvorgaben: Wenn beispielsweise das Ziel lautet, die Durchlaufzeit eines Kundenauftrags um 20 % zu senken, müssen dafür Prozesse identifiziert, Verantwortliche benannt und Fristen gesetzt werden.

Maßnahmenpläne sollten detailliert beschreiben, welche Aktivitäten notwendig sind, um die Lücke zum Benchmark zu schließen. Beispielsweise könnte ein Plan Maßnahmen wie die Einführung digitaler Checklisten, Schulungen im Lean Management und die Umstellung der Kommunikation auf digitale Kanäle umfassen.

Verantwortlichkeiten sind dabei klar zu benennen. Jede Maßnahme sollte einen oder mehrere Verantwortliche mit entsprechenden Befugnissen und Ressourcen haben.

Die Verfolgung des Fortschritts erfolgt über ein Controlling-System mit definierten KPIs. Ein monatliches Reporting, ergänzt durch Review-Meetings, gibt Einblick in Erfolge und offene Punkte. Auf dieser Basis kann die Zielverfolgung nachjustiert und dauerhaft gesichert werden. Erst durch diese konsequente Umsetzung wird aus einer Benchmarking-Analyse ein realer Wettbewerbsvorteil.


5. Häufig gestellte Fragen zur Benchmark-Erstellung

5.1. Wie geht man konkret bei der Erstellung eines Benchmarks vor?

Die Erstellung eines Benchmarks erfolgt idealerweise in einem strukturierten, mehrstufigen Prozess, der auf einer klaren Zielsetzung basiert und sich an bewährten Methoden orientiert.

Ein praxiserprobtes Vorgehen umfasst folgende Schritte:
  1. Zieldefinition: Unternehmen müssen zu Beginn genau festlegen, welches Problem oder welche Fragestellung durch das Benchmarking beantwortet werden soll. Ein Beispiel: Ein Einzelhändler möchte herausfinden, wie er seine Lagerhaltung effizienter gestalten kann, um Bestandskosten zu reduzieren.
  2. Auswahl des Benchmarking-Objekts und geeigneter Vergleichspartner: Es gilt zu entscheiden, welcher Prozess oder welche Kennzahl verglichen werden soll. Zudem müssen geeignete interne oder externe Partner identifiziert werden, z. B. durch Teilnahme an Branchenarbeitskreisen oder durch Studienzugang.
  3. Datenerhebung: Hier werden relevante Daten gesammelt. Dies kann durch Interviews, Online-Fragebögen, Datenbankauswertungen oder externe Marktforschung geschehen. Besonders wirksam ist die Kombination aus quantitativen KPIs und qualitativen Erfahrungswerten.
  4. Analyse: Die Daten werden systematisch verglichen und interpretiert. Dabei ist es wichtig, Leistungsunterschiede nicht nur festzustellen, sondern auch deren Ursachen zu verstehen.
  5. Maßnahmen ableiten und umsetzen: Die Analyse sollte zu konkreten Handlungsempfehlungen führen, die im Unternehmen umgesetzt werden – idealerweise im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP).

Durch die konsequente Durchführung dieser Schritte sichern sich Unternehmen einen methodischen Zugang zu besserer Leistung und strategischer Weiterentwicklung.

5.2. Was beinhaltet das Fünf-Phasen-Konzept im Benchmarking?

Das Fünf-Phasen-Konzept gibt dem Benchmarking-Prozess eine klare Orientierung:
  1. Planung: In dieser Phase werden Ziele formuliert, Benchmarking-Objekte definiert und Partner identifiziert. Auch Ressourcen und Zeitpläne werden festgelegt.
  2. Analyse: Es erfolgt die Sammlung und Auswertung interner und externer Daten. Die Analyse identifiziert Lücken und Entwicklungspotenziale im Vergleich zu Best-in-Class-Werten.
  3. Integration: Die Erkenntnisse aus der Analyse werden auf das eigene Unternehmen übertragen. Dies beinhaltet das Anpassen bestehender Prozesse und Strukturen.
  4. Handlung: Nun geht es darum, konkrete Maßnahmen umzusetzen. Verantwortlichkeiten werden verteilt, Maßnahmen eingeführt und erste Ergebnisse überprüft.
  5. Reifeprüfung: In der letzten Phase wird überprüft, ob die Maßnahmen die gewünschten Effekte erzielt haben. Darüber hinaus erfolgt eine institutionalisierte Bewertung, ob Benchmarking dauerhaft als Bestandteil der Unternehmensentwicklung genutzt werden kann.

Ein Unternehmen, das diese fünf Phasen systematisch durchläuft, legt den Grundstein für nachhaltige Leistungssteigerung.

5.3. Welche Tipps helfen bei der erfolgreichen Implementierung von Benchmarking?

Eine erfolgreiche Implementierung von Benchmarking im Unternehmen hängt von verschiedenen Erfolgsfaktoren ab:
  • Interdisziplinäres Projektteam: Das Team sollte aus Fachkräften verschiedener Abteilungen bestehen – etwa aus Controlling, Prozessmanagement, IT und dem operativen Geschäft. Das sichert eine ganzheitliche Perspektive.
  • Frühzeitige Kommunikation: Benchmarking sollte intern gut kommuniziert werden, um Ängste abzubauen und Beteiligte frühzeitig einzubinden. Ein Kick-off-Workshop schafft Transparenz und fördert die Akzeptanz.
  • Lernkultur fördern: Benchmarking ist keine Kontrollmaßnahme, sondern ein Instrument zur Weiterentwicklung. Eine Unternehmenskultur, die Fehler als Chance sieht, unterstützt den Erfolg.
  • Verankerung in der Unternehmensstrategie: Benchmarking entfaltet sein volles Potenzial, wenn es nicht als einmaliges Projekt, sondern als kontinuierlicher Teil der Strategie- und Qualitätsentwicklung verstanden wird. Unternehmen wie BMW oder Siemens nutzen Benchmarking als integralen Bestandteil des Performance Managements.
  • Technologische Unterstützung: Softwarelösungen wie Business Intelligence Tools oder Benchmarking-Plattformen ermöglichen eine datengetriebene Umsetzung und erleichtern Vergleiche auf Knopfdruck.

Mit diesen Tipps sichern sich Unternehmen nicht nur eine erfolgreiche Einführung, sondern auch eine nachhaltige Wirkung.


Wenn wir auch für Sie tätig werden können, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.

Foto von Thomas Dengler
Thomas Dengler
Senior Manager Business Development und Prokurist
+49 2506 93020


6. Fallstudien und Praxisbeispiele

6.1. Welche Benchmarking-Beispiele gibt es aus verschiedenen Branchen?

Zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen haben Benchmarking erfolgreich genutzt, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Industrie: Ein Automobilzulieferer verglich die Fehlerquoten in seiner Produktionslinie mit anderen Werken des Konzerns. Durch Einführung standardisierter Arbeitsanweisungen und gezielter Schulungen konnte die Ausschussrate um 25 % gesenkt werden.

IT-Branche: Ein Softwareunternehmen führte ein Benchmarking zur Reaktionszeit im Kundenservice durch. Es stellte fest, dass Marktführer eine durchschnittliche Antwortzeit von unter zwei Stunden erreichten. Nach Einführung eines neuen Ticketing-Systems und klarer SLAs konnte das eigene Serviceniveau ebenfalls verbessert werden.

Gesundheitswesen: Eine Klinik verglich ihre Patientendurchlaufzeiten in der Notaufnahme mit anderen Krankenhäusern. Die Analyse zeigte, dass effizientere Triage-Prozesse zu deutlich kürzeren Wartezeiten führten. Die Klinik übernahm das Modell und konnte die Patientenzufriedenheit nachhaltig steigern.

6.2. Welche Best Practices lassen sich aus Erfolgsberichten ableiten?

Aus erfolgreichen Benchmarking-Projekten lassen sich zahlreiche übertragbare Erkenntnisse ziehen:
  • Klares Zielbild: Erfolgreiche Unternehmen starten Benchmarking-Projekte mit einer konkreten Fragestellung und wissen, welche Entscheidungen auf Basis der Ergebnisse getroffen werden sollen.
  • Datenbasierte Steuerung: Unternehmen, die Benchmarking mit präzisen Daten und KPI-Modellen untermauern, erzielen messbare Resultate.
  • Veränderungsbereitschaft: Ein zentrales Erfolgskriterium ist die Offenheit, aus den Erkenntnissen konkrete Maßnahmen abzuleiten – auch wenn diese mit Veränderungen in Organisation oder Kultur verbunden sind.
  • Iterativer Ansatz: Viele Organisationen verstehen Benchmarking als Lernprozess, der regelmäßig wiederholt wird. So können Fortschritte kontinuierlich überprüft und neue Ziele gesetzt werden.

6.3. Was kann man aus realen Benchmarking-Projekten lernen?

Aus realen Projekten lässt sich vor allem eines ableiten: Benchmarking ist dann besonders wirkungsvoll, wenn es nicht als einmalige Analyse verstanden wird, sondern als Teil einer langfristigen Lern- und Veränderungsstrategie.

Erfolgreiche Projekte zeigen, dass:
  • Frühzeitige Einbindung der Mitarbeitenden zu höherer Akzeptanz und besseren Umsetzungserfolgen führt.
  • Transparente Kommunikation der Ergebnisse die Glaubwürdigkeit erhöht und Motivation schafft.
  • Verknüpfung mit der Unternehmensstrategie die Wirkung von Benchmarking potenziert.
  • Verfügbarkeit und Qualität der Daten einen maßgeblichen Einfluss auf die Aussagekraft der Analyse haben.

Ein mittelständisches Unternehmen, das regelmäßig seine Vertriebskennzahlen mit Marktführern vergleicht, kann sich sukzessive zur Branchenspitze entwickeln – vorausgesetzt, die Benchmarking-Erkenntnisse fließen konsequent in die Steuerung und Entwicklung des Unternehmens ein.

Mit diesen praxisnahen Antworten und Beispielen bietet dieser Leitfaden Unternehmen eine fundierte Orientierung, wie Benchmarking professionell geplant, durchgeführt und in messbaren Erfolg übersetzt werden kann.

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