EAM Enterprise Architecture Management – Pioniere gesucht?
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IT & Management Consulting, IT Strategy
In einschlägigen Medien, ob digital oder gedruckt, das Thema EAM (Enterprise Architecture Management) ist en vogue. Das CIO Online-Portal adressiert „Leidvolle Erfahrungen bei EAM-Projekten" und fordert die Verantwortlichen auf, nicht zu technisch an das Thema heranzugehen. Dabei verspricht CIO nach dem „Tal der Enttäuschungen" und dem „Pfad der Erleuchtung" denen, die durchhalten, ein „Plateau der Produktivität" durch EAM. Auch die „Computerwoche" sieht beim Thema EAM keinen leichten Weg und listet ausführlich „Stolperfallen im EAM-Alltag" auf, wobei sie die größten Herausforderungen in der personellen Besetzung von EAM-Projekten sieht. Bislang besteht keine allgemein anerkannte Definition des Begriffs Unternehmensarchitektur/EAM. Auch die einschlägigen Software-Lieferanten mit ihren jeweiligen Schwerpunkten helfen hier nicht weiter. Am Anfang eines jeden EAM-Prozesses ist also eine ausführliche und individuelle Standortbestimmung nicht zu umgehen.
STRUKTURIERUNG DER IT
Über die Ziele, die von IT-Abteilungen mit der EAM-Einführung verfolgt werden, besteht ein framework- und toolübergreifender Konsens.
Primär will man mittels des Architekturmanagements jene Position einnehmen, die nötig ist, um zwischen technologischer Entwicklung und dem Nutzen in Geschäftsprozessen zu vermitteln, wobei auch gerade die Schnittstellen erkannt und besonders betrachtet werden sollten. Daneben sind ein gezielter, geplanter und durchdachter Betrieb und die Entwicklung der IT-Landschaft, welche einen greifbaren Orientierungsrahmen für die zukünftige Entwicklung ergeben, zu nennen. Für viele IT-Verantwortliche soll dabei durch die Reduzierung der Überdimensionierung und redundanter oder überflüssiger Funktionalitäten gleichzeitig der Abbau der Komplexität der Anwendungslandschaft erfolgen.
Bei dieser stark von der Technik getriebenen Sicht sollte aber nie vergessen werden, dass mit der Enterprise Architecture mehr als die IT und ihre Anwendungen und sonstige technische Infrastruktur gemeint ist. Vielmehr müssen auch die Aufbauorganisation, die Geschäftsprozesse, die Unternehmensstrategie und sogar die Vision der Organisation in die Betrachtungen mit einbezogen werden.
GEFANGENE IT
Viele dieser Ziele sind das natürliche Resultat der über die Jahre in verschiedenen Formen und Ausprägungen entstandenen Problemfelder beim Betrieb von IT-Landschaften. Von den meisten CIO und IT-Abteilungsleitern werden die mittlerweile kaum noch zu beherrschende Komplexität und der damit einhergehende verlorengehende Überblick über ihre eigene IT beklagt. Dazu kommt häufig, dass die Zusammenhänge von Technik und Business zum Teil verloren gehen. Auch erhöht dies die Betriebsrisiken und erschwert die Steuerbarkeit der IT massiv. Als weiterer Hemmschuh erweist sich, dass häufig bei (Investitions-) Entscheidungen jede Form von strategischer Orientierung fehlt, was die Unübersichtlichkeit weiter erhöht und mögliche Chancen für eine Standardisierung der IT ungenutzt verstreichen lässt.
Dadurch bleibt die IT nicht nur in dem altbekannten Gerüst von hoher Komplexität, erhöhten Kosten und Fremdbestimmtheit gefangen (wodurch wir uns von der immer wieder beschworenen und wünschenswerten Rolle als Business-Enabler weiter entfernen), sondern jede Änderung an der IT-Landschaft wird erschwert, gar zum Teil unmöglich gemacht.
GEZIELTES ARCHITEKTURMANAGEMENT
Der Schritt aus dieser seit Jahren beklagten aber noch immer nicht befriedigend gelösten Situation heraus wird durch ein zielgerichtetes und aktives Architekturmanagement ermöglicht: einer integrierten Sicht auf alle relevanten Aspekte der Unternehmenslandschaft mit Verbindungen zu den Geschäftsprozessen. Und gerade dieser umfassende Ansatz ermöglicht es allen Teilen des Unternehmens, von den Ergebnissen des Architekturmanagementprozesses zu profitieren. Dabei gilt es zu beachten, dass man bei der Beschäftigung mit dem Enterprise Architecture Management nicht allein in einer erfassenden Nutzung stehen bleibt, sondern mittels dieser IST-Darstellung anfängt, SOLL-Szenarien zu entwickeln und so Antworten auf die Fragen findet: „Wo will ich hin?" und „Wie komme ich dahin?".
Um ein solches Enterprise Architecture Management erfolgreich im Unternehmen zu etablieren, sollten einige Rahmenbedingungen erfüllt sein. Von entscheidender Bedeutung sind eine ganzheitliche IT-Strategieorientierung, ein Aufeinanderzubewegen von Business und IT und die Vereinheitlichung (und damit Vereinfachung) der IT-Landschaft. Daneben sind neben der grundsätzlichen Kostenorientierung der IT vor allem jene Aspekte des Betriebs von einiger Bedeutung, die schon seit Jahren angestrebt werden, wie Standardisierung, Modularität und Integrationsfähigkeit und erhöhte Flexibilität.
UNGÜNSTIGE STARTBEDINGUNGEN
Wie viele organisatorische Veränderungen startet auch die Beschäftigung mit dem Enterprise Architecture Management häufig in einem für den Erfolg der Unternehmung schwierigen Umfeld aus mangelnder Abstimmung von Fachbereichen und der IT, gewachsenen und z.T. unübersichtlichen IT-Strukturen und vielen unterschiedlichen Akteuren mit zum Teil unterschiedlichen oder widersprechenden Interessen. Erschwert wird die Situation meistens durch unterschiedliche Governance-Strukturen, die ggf. nur ansatzweise oder gar nicht aufeinander abgestimmt sind. Hinzu kommt der Umstand, dass für die geplanten, strategischen Änderungen im Unternehmen längere Zeiträume anzusetzen sind und gerade am Anfang die Eingriffe deutlich zu spüren sind.
GANZHEITLICHER ANSATZ
Um die Einführung des Managements der Geschäftsarchitektur erfolgreich zu betreiben, sind einige Aspekte von besonderer Relevanz. So ist das Vorhaben nur dann zu dem erhofften Abschluss zu bringen, wenn eine ganzheitliche Betrachtung über das gesamte Unternehmen stattfindet. Die modernen IT-Landschaften verfügen über eine solche Komplexität und Vielschichtigkeit, dass nur die Entwicklung einer Architektur im Großen weiterführt; Versuche, nur Teile abzubilden, sind fast automatisch zum Scheitern verurteilt oder verlangen einen solchen Aufwand bei der Definition und Administration der Schnittstellen, dass der Mehraufwand besser direkt in eine Abbildung und Betrachtung des Ganzen zu investieren ist. Zumal die Berücksichtigung der Wechselwirkungen zwischen den Architekturelementen eine nicht zu unterschätzende Aufgabe ist. Hier wird deutlich, dass es sich bei EAM um ein strategisches Instrument zur Führung von (IT-) Unternehmen und (IT-) Abteilungen handelt und nicht um ein weiteres taktisches Instrument zum IT-Controlling im täglichen Betrieb.
EBENEN DES EAM
Um wirklich ein ganzheitliches Enterprise Architecture Management zu erreichen, muss man sich mit den unterschiedlichsten Ebenen bzw. Elementen des Architekturmanagements beschäftigen und diese auf eine zur Organisation passende Art und Weise aufeinander abstimmen.
Die oberste Ebene befindet sich im Bereich der Unternehmensstrategie, mit all ihren Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Der dort angestrebten Vision sind alle Anstrengungen unterzuordnen und alle Vorhaben daran auszurichten. Unterhalb der Strategie ist die Ebene der Facharchitektur zu finden, d.h. die Abbildung und Analyse der Geschäftsprozesse und der daraus folgenden Anforderungen. Darunter wiederum, in der Applikationsarchitektur, findet nun die Verbindung von IT und den Geschäftsabläufen und -prozessen statt. In der letzten Ebene werden diesen Applikationen nun die Elemente der IT-Infrastruktur zugeordnet.
Daneben müssen auch die flankierende Organisationsarchitektur und die Sicherheitsarchitektur abgebildet und für die Betrachtungen herangezogen werden. Hin und wieder wird noch zusätzlich eine gesonderte Datenarchitektur betrachtet und verbindlich eingerichtet.
Erst das Zusammenspiel und die genauen Wechselwirkungen ermöglichen die Entwicklung eines strategischen Ansatzes zur Führung der IT.
AGIEREN STATT REAGIEREN
Als Ergebnis dieses Architekturprozesses – und als ein solcher ist das Unternehmen EAM zu verstehen, da nach der erfolgreichen Einführung kontinuierlich an der Weiterentwicklung gearbeitet werden muss – werden sich die Eigen- und die Fremdwahrnehmung der IT massiv verändern. Die augenfälligste Veränderung wird der Paradigmenwechsel von der fremdbestimmten, reagierenden IT hin zu einer aktiveren und auf die geschäftlichen Aktivitäten Einfluss nehmenden IT sein. Neben dieser initiativeren IT gilt aber auch, dass eine gezieltere Unterstützung der Geschäftsziele durch die Funktion als Bindeglied zwischen IT-Strategie und Business Strategie möglich wird; das seit langem angestrebte Business IT Alignment. Durch diese Verbindung von Anwender- bzw. Fachabteilungssicht und IT-Ebenen werden die Erfolgschancen aller IT-Initiativen verbessert und die Effizienz der Investitionen erhöht. Gleichzeitig ermöglicht das Enterprise Architecture Management die Betrachtung des eigenen IT-Portfolios unter Qualitätsaspekten, der Leistungsentwicklung und Zukunftssicherheit sowie in Hinblick auf Sourcing-Strategien.
FAZIT
Nach den frühen Laufversuchen im Bereich des Unternehmensarchitekturmanagements in den letzten Jahren ist zwar schon noch etwas Pioniergeist notwendig, wenn der EAM-Prozess beginnt, aber völliges Neuland wird mit der Einführung von EAM nicht mehr betreten. Trivial ist der Einstieg in das Architekturmanagement noch immer nicht (und wird es auch nie werden), aber es ist auch keine Zauberei, wenn man gelernt hat, sich bewusst mit den Fallstricken der Umsetzung auseinanderzusetzen. Gerne sind unsere Spezialisten aus diesem Bereich bereit, Sie bei den ersten Schritten, und darüber hinaus, zu begleiten.