Agiles Changemanagement als Turbo für die Kulturtransformation
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Agile Beratung, Blog, New Work, Organisationsentwicklung, People & Culture
Resultiert eine agile Unternehmenskultur aus einer Haltung oder aus einem Projekt? Beides ist wichtig! Ohne die Haltung bzw. die Glaubenssätze der Mächtigen, dass Augenhöhe und Selbstorganisation ganz wichtige Bausteine für umfassenden Unternehmenserfolg und Nutzen für Stakeholder sind, kann keine entsprechende Unternehmenskultur entstehen. Die Haltung der Mächtigen ist aus meiner Sicht absolut notwendig. Ist sie aber auch hinreichend? Ich glaube nicht. Die kulturelle Transformation ist ein Change, der mit konsequentem Projektmanagement begleitet werden muss. Und dabei können agile Methoden und agile Prinzipien der Turbo sein. Wenn man nun die Elemente des Projektmanagement, des Changemanagement und der Agilität miteinander verbindet, entsteht daraus das agile Changemanagement und das möchte ich Euch hier methodisch etwas näherbringen.
Viele unserer Kunden und Geschäftsfreunde wissen, dass Zukunftssicherheit im Allgemeinen und die digitale Transformation im Speziellen nur mit einer entsprechenden Unternehmenskultur möglich sind. Selbstorganisation, Agilität, Augenhöhe, Fehlerkultur, Anpassungsfähig, Leistungsorientierung sind dabei immer wieder genannte Attribute. In Bezug auf die Wunsch-Unternehmenskultur existieren meist klare Bilder der Verantwortlichen, aber der Weg dahin aus dem hier und jetzt ist meist diffus. Oft fehlt ein klares zukünftige Organisationsmodell. Ebenso ist das „buy-in“ der traditionellen Führungskräfte ein Risikofaktor. Und schließlich fällt es sehr vielen Unternehmen schwer, bei der aktuellen Vielzahl von operativen Aufgaben ein strategisches Projekt zum Kulturwandel auf den Weg zu bringen – der klassische Konflikt von Axt schärfen vs. Bäume fällen.
Bewährt hat sich in unseren Projekten, den Axt-Baum-Konflikt der kulturellen Transformation mit einer Kombination der Methoden des Changemanagements und des agilen Projektmanagements zu lösen. Bei allen Changemanagement Werkzeugkästen gilt es, erst einmal das Gefühl der Dringlichkeit bei den wichtigen Beteiligten zu erzeugen. Warum lohnt es sich, die kulturelle Transformation mit aller Kraft jetzt sofort einzuleiten? Was passiert, wenn dies nicht umgehend gestartet wird? Hierzu liegt es an der Verantwortlichen, ein klares Zukunftsbild aufzubauen, die Lust darauf zu wecken und aufzurufen, umgehend daran zu arbeiten.
Erst wenn dieses attraktive Zukunftsbild steht und eine emotionale Verbundenheit vieler Schlüsselspieler dazu vorhanden ist, erst dann lohnt es sich, den Weg dorthin zu suchen. Gerne nutzen wir dabei spielerische Elemente, z.B. das Business Spiel Eigenland ®. Was steht in der heutigen Organisation dem attraktivem Zukunftsbild im Weg? Welche Hindernisse müssen beseitigt werden? Welche Zielkonflikte, gilt es aufzulösen? Dabei finden sich meist Dutzende von guten Vorschlägen, die strukturiert in den Backlog der Kulturentwicklung übertragen werden. Damit sind wir schon in der agilen Welt angekommen. Der Backlog ist das Sammelbecken der Veränderungsideen, welche vom mächtigen Unternehmensverantwortlichen priorisiert, aber nicht angewiesen werden. Die Mächtigen übernehmen stattdessen die agile Rolle des Product Owner und vertrauen darauf, dass sich weitere Verantwortliche die Aufgaben ziehen, die jetzt dran sind.
Jetzt kommt der entscheidende Schritt des agilen Changemanagements. Es wird „gepullt“. Diejenigen, die sich entschieden haben, Teil der Lösung und nicht Teil des Problems zu sein, ziehen sich aus dem Backlog völlig selbstmotiviert die Aufgaben, die sie im nächsten Sprint bearbeiten und zu einem definierten Ergebnis führen wollen. Was dieses Ergebnis ist, vereinbaren Sie auf Augenhöhe mit dem Product Owner. Eine zentrale Kapazitätsplanung und Zuordnung von Zeit und Geld ist an dieser Stelle meist wenig hilfreich. Besser ist es, auf die Selbstorganisationskompetenzen der intrinsisch Motivierten zu setzen. Aus meiner Erfahrung befinden sich in Workshopgruppen ca. 20 - 30%, die den Wandel in die Hand nehmen wollen. Weitere 30 - 60% zögern noch, beobachten, was die anderen machen und lassen sich nach anfänglichem Zögern mitziehen. Von den verbleibenden 10 -50% sollten wir uns bis auf weiteres nicht die Motivation rauben lassen. Es kann gute Gründe geben, dass sie nicht offensiv sind. Fokussieren wir uns erst einmal um die Aktivposten.
Wenn der Auftakt in oben beschriebener Weise gemacht ist, kommt es jetzt auf ein handwerklich exzellentes agiles Projektmanagement an. Dazu empfehle ich deutlich die agilen Events in Form von wöchentlichen Stand-Ups sowie monatlichen Reviews, Retros, Planning im Rahmen von Monatssprints. Wenn dies alles professionell durch einen agilen Coach gesteuert wird und sich die Beteiligten, besonders die Mächtigen, konform zu ihrer Rolle verhalten, wird große Energie freigesetzt und Dynamik ermöglicht. Die Mitwirkenden spüren Selbstwirksamkeit und den Charme der Selbstorganisation. Das macht Schule und weitere Menschen werden auf den agilen Zug aufspringen.
Die kulturelle Transformation in Richtung von Selbstorganisation wird also mit der Anwendung agiler Methoden im Projekt- und Changemanagement geübt. Das Gehen wird beim Gehen gelernt.
Weitere Impulse zu agiler Unternehmensführung bekommt Ihr in dem Webinar am 29. April und in meinem Buch zum Ausbruch aus der Komplexitätsfalle. Anmelden zum Webinar könnt Ihr Euch hier: Anmeldung zum Webinar am 29. April. Das Webinar wird musikalisch gerahmt von den Zucchini Sistaz.
Uwe Rotermund
Chief Empowerment Officer