Agilität - intelligentes Projektmanagement oder Unternehmensführungsprinzip?
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Im Gegensatz zum klassischen Projektmanagement, bei dem es gilt, das magische Dreieck aus Budget, Zeit und Scope möglichst nah am Projektplan zu halten, geht es im agilen Projektmanagement darum, einem gewünschten Ergebnis adaptiv nahezukommen, dabei aber Sprint für Sprint zu lernen und Budget, Zeit und Scope entsprechend der Möglichkeiten anzupassen. Klassisches Projektmanagement passt also in eine komplizierte Welt mit vielen Einflussfaktoren und wenig Unsicherheiten, während sich agiles Projektmanagement in einer komplexen Welt mit vielen kritischen Unsicherheiten und Unbekannten bewährt. In einer komplexen Welt ist es eine Illusion, mit geeignetem Projektmanagement Budget, Zeit und Scope im Griff zu haben. Es ist in dieser Welt zwar wichtig, ein klares und attraktives Ziel zu haben oder zumindest die Richtung zu kennen, aber bei dem Fahren auf Sicht ist primär Anpassungsfähigkeit entscheidend. Dies ist jedoch keineswegs mit Beliebigkeit oder Ziellosigkeit zu verwechseln.
Genau wie beim klassischen Projektmanagement wird beim agilen Projektmanagement Führung bzw. Orientierung gebraucht. In der klassischen Variante ist dies stark von der inhaltlichen Strukturierungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit des Projektleiters abhängig. In der agilen Variante gibt es gar keinen Projektleiter, sondern ein Zusammenspiel zwischen Product Owner, Agile Coach und Umsetzungsteam auf Augenhöhe – jeder in seiner Rolle, wobei allen gemeinsam das agile mindset und das Streben nach dem bestmöglichen Ergebnis ist. Agiles Projektmanagement in einer komplexen Welt, die intelligentere Form des Projektmanagements, welche jedoch nur wirkt, wenn die Organisation selbstorganisierte Strukturen etabliert hat und wenn die Mächtigen entschieden haben, eine Haltung von Selbstorganisation bedingungslos zu leben.
Ist agiles Arbeiten nun auch geeignet für Tätigkeiten des Tagesgeschäfts im Unternehmen? Für die regelmäßigen, standardisierten Aufgabe und für Vielzahl an nicht planbaren Aktionen in den einzelnen Verantwortungsbereichen? Ich habe mich dazu schon vor vielen Jahren auf die Suche gemacht, um Unternehmen zu finden, die ihre komplette Steuerung mit agilen Methoden durchführen. Fündig geworden bin ich u.a. bei movingimage in Berlin, wovon ich schon im März 2017 in einem Blogartikel berichtet hatte, siehe Blogartikel vom 27.03.2017.
Wenn das Projekt das ganze Unternehmen und das Projektziel der dauerhafte Unternehmenserfolg ist, helfen agile Projektmanagementmethoden ebenso wie im Einzelprojekt sehr dabei, in einer komplexen Welt, genau dieses Ziel adaptiv zu erreichen. Die agilen Prinzipien Partizipation, Fokus, Transparenz und Adaption gelten ebenso für die Unternehmensführung wie für das Projektmanagement. Jetzt müssen wir nur noch eine clevere Strukturierung finden, denn was effizient für ein Projektteam von 3 – 9 Personen ist, wird für Unternehmen von mehreren 100 Mitarbeitern nicht mehr handhabbar.
Es müssen also Verantwortungsbereiche von handhabbarer Größe gefunden werden. Ein Verantwortungsbereich kann dabei die Unternehmens-Governance sein, d.h. die Steuerung aller übergreifenden Prozesse und Strukturen. Dieser Verantwortungsbereich kann gut an einem Kanban Board in Sprints mit Plannings, Standups, Reviews und Retros mit einem Team von 3 – 9 oder ggfs. mehr Personen agil geführt werden. Jeder wertschöpfende Bereich und jeder Interne Service kann in ähnlicher Weise agil geführt werden, sofern dort Dynamik und Anpassungsfähigkeit gefordert ist. Wichtig ist dabei, dass für jeden Verantwortungsbereich klare Ziele und ggfs. auch Erfolgskennzahlen partizipativ entwickelt wurden. Damit bekommt die agile Führung seine Richtung.
Die Eingangsfrage nach „Agilität - intelligentes Projektmanagement oder Unternehmensführungsprinzip?“ möchte ich daher mit einem klaren JA beantworten. In beiden Fällen entfaltet sich damit eine außerordentliche Energie, eine hohe Verbundenheit mit den Zielen und die für eine komplexe Umwelt so wichtige Anpassungsfähigkeit.
Weitere Impulse zu agiler Unternehmensführung bekommt Ihr in dem Webinar am 29. April und in meinem Buch zum Ausbruch aus der Komplexitätsfalle. Anmelden zum Webinar könnt Ihr Euch hier: Anmeldung zum Webinar am 29. April. Das Webinar wird musikalisch gerahmt von den Zucchini Sistaz.
Uwe Rotermund
Chief Empowerment Officer