Die Leitbildentwicklung als Beitrag zur Sinnorientierung

Intrinsische Motivation für das eigene Unternehmen fördern

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Leadership Development, Organisationsentwicklung, People & Culture, noventum

Die Auseinandersetzung mit dem Sinn einer Organisation ist wichtiger denn je. Frederic Laloux hat in seinem Werk „Re-Inventing Organizations“ die Sinnorientierung von Unternehmen als eines der drei Schlüsseltreiber der Motivation von Menschen und Gruppen identifiziert. Unternehmen, deren Erfolg von der intrinsischen Motivation der Mitarbeiter abhängt, sollten also eine gute Antwort auf die Sinnfrage haben und sich darum kümmern, dass dazu ein Management-Prozess etabliert ist, der verhindert, dass die Sinnorientierung im Tagesgeschäft und beim Geldverdienen unter die Räder kommt.

Mitarbeiter:innen Orientierung zu geben ist eine Managementaufgabe

Wie lässt sich der Sinn nun greifen und managen? Aus meiner Sicht sind dazu die Fragen der aktuellen Daseinsberechtigung (=MISSION), der Zukunftsausrichtung (=VISION), des WERTEverständnisses und des FÜHRUNGSsverhaltens verständlich, attraktiv und dauerhaft für alle Stakeholder zu beantworten. Über MISSION, VISION, WERTE, FÜHRUNG machen sich Organisationen allerdings schon sehr lange – lange bevor Re-Inventing Organizations geschrieben wurde - Gedanken und nennen es zusammengefasst LEITBILD. Oft beginnt der Leitbildprozess vielversprechend, partizipativ und euphorisch und endet schließlich in einem erfolglosen und quälenden Aneignungsprozess, bei dem sich das gut gemeinte Leitbild schließlich zu einem Leidbild entwickelt. Auch der Begriff Leitbild klingt recht angestaubt.

Nun scheint mir gerade in den Zeiten der Komplexität die Notwendigkeit einer Orientierung an MISSION, VISION, WERTEN und FÜHRUNG missionskritisch zu sein. Wollen wir dies weiterhin Leitbild nennen? Es gäbe ja auch die Möglichkeit, dies „Nordstern“, „Kompass“ oder „Leuchtturm“ zu nennen, wie es einige Organisationen tun. Ich habe mich nach vielen Diskussionen mit Organisationsexperten und Unternehmern dazu entschieden, das Wort Leitbild weiterhin zu nutzen, zu entstauben und zu neuem Glanz zu führen. Schließlich ist dieses Wort bei allen Stakeholdern und Kunden gut verständlich.

WHY HOW WHAT - Fragen für ein neues Leitbild

Bei der Organisationsentwicklung stellen aktuell viele Unternehmen fest, dass sie entweder kein echtes Leitbild haben oder dass dies nicht aktuell bzw. nicht bekannt bzw. im Unternehmen nicht ernst genommen wird bzw. nicht etabliert ist und in die Unternehmenskultur integriert etc. etc. Häufig wird die dokumentierte Version sogar weitgehend vom Personal abgelehnt, obwohl die Inhalte erstrebenswert sind. Daher machen sich viele Unternehmen auf die Suche nach einem neuen Leitbild mit „T“ als Bestandteil der Organisations- und Kulturentwicklung. Diese Projekte machen mir persönlich große Freude, da sie am Kern des Unternehmens und dessen Beitrag zum Gemeinwohl ansetzen.   

In Projekten zur neuen Leitbildentwicklung beginnen wir mit Fragen, die sich an dem Golden Circle von Simon Sinek orientieren. Wir fragen nach dem WHY, dem HOW und dem WHAT

  • Welchen Nutzen bringt unsere Organisation unseren Kunden?
  • Welche Grundbedürfnisse des Kunden werden befriedigt?
  • Was kann unsere Organisation für seine Kunden besser als die Wettbewerber?
  • Welchen Nutzen bringt unsere Organisation der Welt?
  • Was würde der Welt fehlen, wenn es unsere Organisation ab morgen nicht mehr gäbe?
  • Welchen Nutzen bringt unsere Organisation übermorgen (2030/2050) zusätzlich für unsere Kunden?
  • Welche zukünftigen Grundbedürfnisse des Kunden werden damit befriedigt?
  • Welchen Beitrag zur Weltverbesserung will unsere Organisation leisten?
  • Was sind die signifikantesten Veränderungen gegenüber heute?
  • Was bedeutet dies für die Projekte der nächsten drei Jahre?
  • Was kann ich von meinen KollegInnen bzgl. der Zusammenarbeit erwarten und was können meine KollegInnen von mir erwarten?
  • Was erwarte ich von meiner Führungskraft?
  • Wie wollen wir mit den Kunden, dem Business Öko System und der Welt umgehen?
  • Wie können wir die Werte in das Personal tragen und systematisch überprüfen, ob wir danach leben?
  • Wer ist hier für was verantwortlich?
  • Wie sehen die Entscheidungsprozesse und –grundsätze aus?
  • Welche s.m.a.r.t. en Ziele beschreiben unseren Erfolg?
  • Wie steuern wir wirkungsvoll nach Zahlen?

Systematischer Workshop zur Leitbildfindung

Aus der moderierten Beantwortung dieser Fragen ergibt sich für die MISSION, die VISION, die WERTE und das FÜHRUNGSVERSTÄNDNIS im ersten Schritt innerhalb eines Workshoptages je ein „PPT-One-Pager“. Dieser Prozess erfolgt in unseren Projekten üblicherweise mit dem Management und den Unternehmens- und Organisationsverantwortlichen, also noch nicht partizipativ. Der partizipative Ansatz wird im zweiten Schritt gewählt, und zwar mit Hilfe des Businessspiels Eigenland®. Hierbei werden bis zu 60 optimistische Thesen bzgl. des Reifegrades von MISSION, VISION, WERTEN und FÜHRUNG in einem „Wirkshop“ auf einer Skala von 1 – 5 bzw. von Gold – Teer bewertet. Dieses Vorgehen ist barrierearm und unterhaltsam und führt zu einer konkreten Auseinandersetzung damit, was zur Erreichung des Leitbildes im Unternehmen noch(!) fehlt und wie es durch wen gestaltet werden kann. An dieser Stelle wird das vorher im kleinen Kreis entwickelte Leitbild auch noch einmal „gechallenged“ und meistens auch weiterentwickelt.

Leitbilder in immer neuen Aktionen erlebbar machen

Am Ende dieses zweistufigen Prozesses steht zum einen ein in Stein gemeißeltes Leitbild. Ja, tatsächlich sollte das Leitbild gerade in einer volatilen Welt eine langfristige Orientierung bieten und in weiten Teilen eine Lebensdauer von mindestens 5 Jahren haben. Zum zweiten entsteht aus diesem Prozess idealerweise ein „BACKLOG“, d.h. ein Aufgabenspeicher, aus dem eigenverantwortlich in agilen Zyklen Handlungen gezogen werden, die das Leitbild erlebbar machen.      

Ich durfte dieses Vorgehen der Leitbildentwicklung in vielen Organisationen unterschiedlicher Größe und Branche – vom Parkhausbetrieber über eine Sparkasse bis hin zur Steuerberatungskanzlei - anwenden und konnte damit einen Beitrag zur Sinnorientierung leisten. Und selbstverständlich haben wir dieses Vorgehen auch im eigenen Unternehmen noventum angewandt. Das b.a.W. in Stein gemeißelte Ergebnis findet Ihr hier . Da dieses Werk aus dem Jahre 2019 stammt, ist es bald Zeit, eine Überarbeitung vorzunehmen. Allerdings hat es uns in den vergangenen 4 Jahren gut durch sehr bewegte Zeiten getragen. Quod erat demonstrandum.

 

Download noventum Leitbildbroschüre

Das Leitbild als Beitrag zur Sinnorientierung ist im Übrigen auch eines der 8 Zutaten des Rezeptes zum Ausbruch aus der Komplexitätsfalle, meines Buchs, das im Jahr 2021 veröffentlicht wurde. Interessierten stelle ich gerne kostenlos die Hörbuchversion zur Verfügung, wenn sie sich hier registrieren: Hörbuch zum Ausbruch aus der Komplexitätsfalle. Das Buch wurde von Praktikern als äußerst praxisnah bewertet.

 




Uwe Rotermund
Chief Empowerment Officer / CEO

noventum consulting GmbH

Münsterstraße 111

48155 Münster

+49 2506 93020

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