Ungeplantes zulassen
Die bewusste Zulassung von Ungeplantem kann zu überraschenden Erkenntnissen führen. Erfahren Sie, wie Sie damit umgehen können, um Innovationen zu fördern.
//
Organisationsentwicklung, People & Culture

Training und Coaching mit Methoden des Improvisationstheaters
Worum es geht
Improvisations- und Intuitions-Kompetenz sind zwei wichtige Fähigkeiten für die persönliche Gestaltung von Kommunikation. Improvisation ist eng verzahnt mit dem Begriff der Intuition und lässt sich aus diesem ableiten. Als eine Form intuitiven Handelns ist die Improvisation ähnlichen Gesetzmäßigkeiten unterworfen wie die Intuition. Dies möchte ich im Folgenden herleiten, um anschließend Möglichkeiten der praktischen Anwendung zu skizzieren.
Praktisch veranstalten und konzipieren wir – placebo – für Unternehmen Seminare, Trainings und Veranstaltungen. Dabei steht das Thema „Improvisation“ oft im Mittelpunkt. Unsere Herkunft ist das Improvisationstheater, und wir unterstützen professionelle Alltagskommunikation.
Warum es sinnvoll ist, seine Intuition zuzulassen
Intuition regiert die Welt
Eine Software gilt dann als besonders gelungen, wenn sie sich dem User intuitiv erschließt. Menschen entscheiden sich aus dem Bauch heraus füreinander, gründen Familien, leben Partnerschaften, gestalten Gesellschaften. Und selbst das Kreuz für eine bestimmte Partei landet häufig intuitiv auf dem Wahlzettel. Erfolgreiche Wirtschaftskapitäne tun gut daran, bei Zeiten sprichwörtlich „auf ihren Bauch zu hören“. Denn was haben sie für Alternativen? Je komplexer Herausforderungen sind, desto weniger eignen sich herkömmliche Problemlösungsstrategien wie Trial and Error, Segmentierung oder rationale Durchdringung. Physiknobelpreisträger Prof. Bernd Binnig meinte in einem Fernsehinterview 2011 dazu: „Es gilt, der Intuition zu folgen. Denn Intuition gründet auf unserem gesamten Denkapparat, nicht nur auf dem kleinen bisschen Logik. Dieser riesige komplexe Apparat, der kann mit Komplexität umgehen, weil er selbst so wahnsinnig komplex ist. Und der kann für uns dann Wegweiser sein.“
Lass das Denken, wenn Du geübt bist
Menschen lernen unbewusst Muster und fällen in den unterschiedlichsten Situationen spontane Urteile. Diese tauchen rasch im Bewusstsein auf, ihre tieferen Gründe sind nicht vollkommen bewusst, aber sie sind stark genug, um danach zu handeln. Sprich: Menschen handeln intuitiv. Gerade wenn sie über einen längeren Zeitraum Wissen und Kompetenzen in einem Bereich aufgebaut haben, können sie bei Entscheidungen zunehmend auf ihre Intuition achten.
Wie lässt sich Intuition trainieren? Wie können wir unsere Intuition professionalisieren? Warum sollten wir das tun? Die subjektive Überzeugung greift oft zu kurz: Das Vertrauen, das Menschen in ihre Intuitionen haben, ist kein verlässlicher Maßstab für die Richtigkeit der anschließenden Entscheidung.
Zutreffende Intuitionen von Experten sind in der Regel darauf zurückzuführen, dass sie Hinweisreize mit hoher prognostischer Richtigkeit aufnehmen, auch wenn das analytische Denken des Experten dafür noch keine Begriffe hat.
Den 7. Sinn trainieren
Eine interessante Methode, sich dem persönlichen Umgang mit Unplanbarkeit insbesondere in der Kommunikation zu stellen, ist die des Improvisationstheaters. Dort handeln die Spieler durchgehend intuitiv. In der Bühnenform fragt ein Moderator zunächst das Publikum: „An welchem Ort spielt die nächste Szene?“ „Worum werden sich die beiden Schauspieler gleich streiten?“ Unmittelbar rufen Zuschauer ihre Vorschläge auf die Bühne, einer wird angenommen und sofort beginnt das Bühnengeschehen.
Damit ein Zusammenspiel der Schauspieler funktioniert, benötigen die Akteure ein gemeinsames Verständnis von Intuition und Improvisation. Nur dann entstehen berührende Geschichten und sehenswertes Theater. Im Improvisationstheater gibt es hierfür Regeln und Prinzipien.
1. Sage „Ja“ zu den Ideen deines Mitspielers
2. Sei mutig
3. Mache den anderen groß
4. Tu das Offensichtliche
5. Sei ehrlich
Was haben diese Regeln mit Kommunikation in wirtschaftlichen Kontexten zu tun?
Warum Improvisationsstärke ein Wettbewerbsvorteil ist
Unternehmen erkennen die Bedeutung der Improvisationsstärke im Wirtschaftsleben. Ein Plan (auch ein Businessplan) ist nie die Wirklichkeit. Beim Planen gestaltet man nichts, man überlegt, was man gestalten könnte. In der Wirklichkeit ist persönliches Handeln letztlich in sehr hohem Maße Zufällen und Unplanbarkeiten ausgesetzt, unabhängig davon, wie detailliert man sich auf die jeweiligen Herausforderungen vorbereitet.
Im Jahr 2009 sagte der Direktor von BASF-Coatings zu mir in einem Interview: „Eine Organisation, die in der Lage ist zu improvisieren, hat ganz sicher einen Wettbewerbsvorteil.“
Im vergangenen Jahr kam ein Kunde mit folgender Fragestellung auf uns zu: „Für September planen wir einen Messeauftritt. Wir stellen uns vor, für unsere Mitarbeiter ein Kommunikationstraining zu veranstalten, um die Ansprache der Messebesucher zu optimieren. Ist so etwas denkbar?
Interessant ist hier, dass man die Arbeit rund um den Improvisationsbegriff direkt im Arbeitsalltag anwenden und verwerten kann. Mit Vertriebsmitarbeitern daran zu arbeiten, gelöst auf Menschen zuzugehen, leichtfüßig und gleichzeitig zielgerichtet Small-Talk zu gestalten oder auch grundsätzlich neugierig auf Menschen zuzugehen, kann hier im Mittelpunkt stehen.
Was bleibt
Die Auseinandersetzung mit Emotion, Intuition und Irrationalität, also Themen jenseits der reinen Logik, jenseits des Plans oder der rein kognitiv begründeten Methodiken, steht für die zweite Seite ein und derselben Medaille. Die-
se zweite Seite ist in der historischen Entwicklung der ökonomischen Wirklichkeiten sukzessive in den Hintergrund gedrängt worden und in der wissenschaftlichen Betrachtung von Ökonomie unterrepräsentiert. In der konkreten Arbeit mit Menschen wird aber deutlich, wie wichtig es ist, auch genau diese Felder zu bearbeiten und zu entwickeln. Intuition und Improvisation sind hierbei vielversprechende „Türöffner.“
